Wie fast an jedem Sonntagnachmittag begibt sich Peter in den nahe gelegenen Park, um sich auf seiner Stammbank vom Stress der Arbeit und der Familie zu erholen. Doch diesmal begegnet er Jerry ... und eine nette Plauderei nimmt ein schreckliches Ende. 

Das ist der Handlungsrahmen der „ZOOGESCHICHTE“., eines Theaterstückes des Amerikaners Edward Albee, in welchem er parabelhaft die dramatische Konfrontation zwischen dem angepaßten Mittelstandsbürger und dem entfremdeten sensiblen Außenseiter vorführt.

Peter ist wohlhabend, mit beschränkter Phantasie, lebt abgekapselt von der gesellschaftlichen Umwelt und ist mit allem zufrieden. Jerry besitzt zwar nichts, befindet sich aber in der gleichen - von ihm ungewollten - Isolation von menschlichen Kontakten. Alle sind wie Tiere in Käfige eingesperrt und getrennten Lebensbereichen zugeordnet. Um Peter zum Verständnis für die Notwendigkeit zwischen- menschlicher Kontakte zu veranlassen, provoziert Jerry ihn und vollzieht am Ende eine scheinbar völlig sinnlose und unmotivierte Handlung. Diese aber stellt letzendlich einen deutlichen Kontakt her, und sei es auch nur durch das Band der Schuld. Peter ist somit aus seiner Lethargie und Vereinzelung herauskatapultiert worden, er kann nicht mehr der alte sein.

Edward Albee deckt in seinen Stücken  in scharfer Beobachtung des Alltags des MIttelstandes die überall sichtbare Entfremdung und Zerstörung des Menschen auf. Seine grotesk –verfremdende, sprachlich glänzende Darstellung einer bis ins Innerste bloßgelegten Existenz der Figuren besticht durch die damit verknüpften vehementen Angriffe gegen die Anmaßung und Heuchelei, Gleichgültigkeit und Selbstgefälligkeit in Familie und Gesellschaft. 

Die „ZOOGESCHICHTE“, 1959 in Westberlin uraufgeführt, ist weitaus weniger bekannt als Albees späterer größter Erfolg: „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?...“ .

Und trotzdem ist dieses ungefähr einstündige Stück unbedingt sehenswert, erzählt es doch eine -auf den ersten Blick - alltägliche Begebenheit, die jedem von uns passieren könnte - ein oberflächliches Gespräch mit einem Fremden, der Übergang zum freundschaftlichen „Du“ ... und dann eine plötzliche Eskalation, welche die vorher fast komischen Helden in ihrer Tragik entblößt.

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